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Prof. Andrea Marlen Esser: »Wie umgehen mit Rassismus, Antisemitismus und Sexismus in der deutschen Philosophie?«

  • LOGOI Institut für Philosophie und Diskurs 25a Jakobstraße 52064 Aachen Deutschland (Karte)

Die antirassistischen Proteste der Black Lives Matter-Bewegung sowie die Reaktionen auf die rassistischen und antisemitischen Anschläge von Halle und Hanau haben auch in der deutschsprachigen Philosophie eine Diskussion angestoßen: Was tun, wenn Philosophie-Klassiker problematische Weltbilder vertreten?

War Kant ein Rassist? Ist Hegels Denken judenfeindlich? Waren die deutschen Idealisten durchweg Sexisten?

In vielen Werken der klassischen deutschen Philosophie finden sich Stellen, Passagen oder Abhandlungen, die – mindestens nach heutigen Maßstäben – als rassistisch, sexistisch oder antisemitisch beurteilt werden müssen. Sich mit diesem Erbe verantwortlich und differenziert auseinanderzusetzen, sowohl hinsichtlich der Philosophiegeschichtsschreibung als auch unter der Perspektive ihrer Wirkung auf die Gegenwart, ist Ziel des aktuellen Forschungsprojektes von Frau Prof. Dr. Andrea Esser.

Im Fokus steht dabei das Who is who der deutschen Philosophie: Immanuel Kant, J. G. Fichte, G. W. F. Hegel und F. W. J. Schelling.

Wenngleich es bei allen genannten Philosophen de facto einen Anfangsverdacht gibt, ist das Forschungsprojekt nicht als ein Gerichtsprozess konzipiert. Denn es geht nicht primär um die Personen, noch darum, Lese- oder Denkverbote auszusprechen. Vielmehr machen Andrea Esser und ihr Team die Verstrickungsgeschichte exemplarischer Texte in rassistische, sexistische und antisemitische Denk- und Sprachmuster sichtbar.

Dabei rekonstruieren und zeigen sie, dass und wie sie bis in die Gegenwart hinein wirken können und präsent sind – etwa in philosophischen Debatten, in denen diese Muster trotz der aktuellen medialen Aufmerksamkeit immer noch bagatellisiert und teils sogar reproduziert werden.

In ihrem Vortrag gibt uns Frau Prof. Esser Einblick in den Forschungsstand des Projektes. Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine Kooperationsveranstaltung von LOGOI mit den Mutbürger*innen gegen Rechts und der Bürgerstiftung Aachen e.V


Andrea Marlen Esser:

Geb. 30.9.1963 in München,

Studium der Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaften an der LMU München,

1994: Promotion in Philosophie an der LMU München ›Kunst als Symbol‹ Wilhelm-Fink Verlag 1997

2002: Habilitation in Philosophie an der LMU München ›Eine Ethik für Endliche. Kants Tugendlehre in der Gegenwart‹, Frommann-Holzboog Verlag 2004

2004: Professorin für Kunsttheorie und Semiotik an der HFG Pforzheim

2004: Professorin für Philosophie an der RWTH Aachen

2006: Professorin für Praktische Philosophie an der Philipps-Universität Marburg

2015: Professorin für Praktische Philosophie an der Friedrich-Schiller Universität Jena

Herausgeberin von Kants ›Kritik der Urteilskraft‹ im Rahmen der Akademie Ausgabe

Mitherausgeberin der Deutschen Zeitschrift für Philosophie (DZPhil),

Seit 2011: Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Philosophie (DGPhil).

Seit 2015 ordentlicher Lehrstuhl für Praktische Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.